MDR1-Defekt beim Collie

 


Nähere und weitreichendere Informationen (auf dem derzeit aktuellen Stand) finden sie auf der HP der Uni Gießen unter

www.vetmed.uni-giessen.de/pharmtox/mdr1_defekt.html

 


 

Der MDR1-Gendefekt ist eine, insbesondere bei Hütehunden verbreitete, Mutation, als deren Folge es zu einer mangelhaften oder fehlenden Synthese des Proteins P-gp kommt.
Dieses Protein ist wichtiger Bestandteil des MDR1-Transporters, dessen Vorhandensein eine Vorraussetzung für das Funktionieren der sog. Blut-Hirn-Schranke ist.
Hierbei verhindert der MDR1-Transporter den Übertritt verschiedener Substanzen aus dem Blut in das Gehirn.
Aber auch im Darm, der Leber und den Nieren spielt MDR1 eine wichtige Rolle beim Schutz vor der Aufnahme giftiger Stoffe bzw. bei ihrer Ausscheidung und schützt die Zellen des blutbildenden Systems vor dem Einfluß schädlicher Stoffe.

Fehlt dieser Transporter, kann es bei betroffenen Hunden nach Aufnahme bestimmter Medikamente zu starken neurotoxischen, nephrotoxischen oder hepatotoxischen Nebenwirkungen − bis hin zum Tod - kommen.

Bei allen Hunden gefährdeter Rassen ist ein, mittels Blutprobe zu erstellender, Gentest auf das Vorliegen einer MDR1-Mutation dringend anzuraten !

 

MDR1 Befundung:

MDR1 +/+ : kein MDR1-Defekt; MDR1-Gen intakt

MDR1 +/- :  Heterozygoter (mischerbiger) Träger des MDR1-Defektes; Zunahme von Nebenwirkungen unter Therapie mit hoch dosierten Zytostatika und Laktonen

MDR1 -/- : Homzygoter (reinerbiger) Träger des MDR1-Defektes; Totalausfall des MDR1-Transporters, zahlreiche Arzneimittel-Überempfindlichkeiten, Gefahr einer schweren Arzneimittelvergiftung mit z.T. Todesfolge

 

Vom Gendefekt MDR1 betroffene Rassen :
in Klammern die prozentuale Häufigkeit des Vorliegen des defekten Gens = MDR1(-)

Collie, Kurzhaar (68%)
Collie, Langhaar  (55-57%)
Longhaired Whippet (42-65%)
Australian Miniature Shepherd (20-50%)
Shetland Sheepdog (7-35%)
Silken Windhound (18-30%)
Australian Shepherd (17-46%)
McNab (17-30%)
Wäller (17-19%)
Weißer Schäferhund (14%)
Old English Sheepdog (1-11%)
English Shepherd (7-15%)
Deutscher Schäferhund (6-10%)
Border Collie (1-2%)

Hütehund Mixe (6-7%)
Mix, allgemein (2-7%)  

 

Für Hunde mit MDR1-Defekt kritische Arzneistoffe :
Die folgende Auflistung erhebt ausdrücklich keinen Anspruch auf Vollständigkeit !

 

Makrozyklische Laktone :
- Animec ®, Chanectin ®, Diapec ®, Ecomectin ®, Equimax ®, Eraquell ®, Furexel ®, Hippomectin ®, Ivomec ®, Noromectin ®, Paramectin ®, Qualimec ®, Vectin ®,Virbamec ®, Dectomax ®, Cydectin ®, Equest ® 

Diese, zumeißt als antiparasitäre Medikamente eingesetzten Mittel  führen bei MDR -/- Hunden zu teils lebensbedrohenden Vergiftungen.

Es kommt  zum Verlust der Sehfähigkeit, Ataxie, Krämpfen und tagelangem, teils tödlich endendem Koma.

Bis auf die Präparate Stronghold ®, Milbemax ® und Advocate ® dürfen Medikamente dieser Gruppe bei Hunden nur nach Durchführung  eines Gentests, der dass Vorliegen eines MDR1 -/- Befundes ausschließt, angewandt werden, bei MDR +/- kommt es zu einer Gefährdung bei Verabreichung von hohen Dosen.

 

Loperamid :
- Imodium ®

Dieses, oftmals vom Besitzer zur Durchfallbehandlung dem Hund verabreichte Mittel, kann bei MDR -/- Hunden zu schwertsen, oftmals nicht zu beherrschenden, Vergiftungen führen.

 

Emodepsid : 
-  Profender®

Die Verbreichung diese Medikaments an MDR -/- Hunde ist nur bei sicher nüchternen Tieren gefahrlos möglich, ein Fütterung darf frühestens 4 Stunden nach Gabe von Emodepsid begonnen werden. 

 

Zytostatika :
- Vincristin, Vinblastin, Paclitaxel, Doxorubicin, Mitoxantron , Dactiomycin u.a.

Zytostatika sind für MDR -/- Hunde in vielen Fällen hoch giftig, MDR +/- zeigen eine erhöhte Rate von Nebenwirkungen.
Ein MDR1-Gentest vor dem Start einer Chemotherapie ist also immer zwingend erforderlich !

 

Folgende Medikamente sollten, wann immer möglich, bei MDR-/- Hunden vermieden bzw. nur bei strengster Indikationsstellung und dann nur in deutlich reduzierten Dosen und unter enger Beobachtung angewandt werden :

Immunsuppressiva :
- Cyclosporin A, Tacrolimus

Opioide :
- Morphin, Methadon, Fentanyl, Butorphanol
Digoxin, Methyldigoxin, Verapamil, Diltiazem, Chinidin, Talinol, Losartan u.a.

Antiemetika :
- Ondansetron, Domperidon

Ulkusmedikamente :
- Cimetidin, Ranitidin

Antimykotika :
- Itraconazol, Ketoconazol

Antibiotika :
- Rifampicin, Erythromycin, Levofloxacin u.a.

Acepromacin

Fexofenadin

 

Bei Spaziergängen sollten Besitzer gefährdeter Hunderassen die Aufnahme von Pferdekot unbedingt verhindern !
Pferde können Reste von ihnen verabreichten Wurmkuren in ihrem Kot in teils für Hunde lebensgefährlich hohen Konzentrationen ausscheiden !

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